Field Recording Tutorial – Tipps und Tricks für Einsteiger

Frederic Schmidt
Frederic Schmidt
Raus aus dem Studio, rein ins Leben! Digitale Recorder werden immer besser und erschwinglicher: Viele Musiker aber aber auch Sounddesigner verwenden daher immer mehr selbst aufgenommene Field Recordings für ihre Projekte. Oft kostet das sogar weniger Zeit und steigert die Individualität des Projektes, da man nicht auf bereits vorhandenes Material zurückgreifen muss. Aus diesem Grund wollen wir hier einen kurzen Einblick in die Welt des Field Recording geben und einige Tipps für eine gelungene Aufnahme nennen.

Auswahl des Equipments

Bevor wir loslegen können und es ans Eingemachte geht, brauchen wir noch die richtige Ausrüstung. Wichtig und richtig ist nicht immer der Preis, den du für dein Equipment zahlst, sondern immer nur in Relation dazu, was du vorhast. Heutzutage ist es ohne Probleme möglich, auch hervorragende Ergebnisse mit günstigen Geräten zu erzielen!

Mobile Recorder

Bei der Auswahl eines geeigneten Recorders kommt es immer darauf an, für welchen Zweck der Künstler die Aufnahmen verwenden will und wie hoch der Anspruch an die Soundqualität ist, denn wie in jedem technischen Bereich kann man hier viel oder wenig Geld ausgeben.

Einsteigergeräte bieten meist nicht die Möglichkeit externe Mikrofone zu verwenden, die integrierten Mikrofone erfüllen hier aber schon die meisten Bedürfnisse. Um auf spontane Aufnahmen vorbereitet zu sein empfiehlt es sich ein möglichst kleines Gerät dabei zu haben, dass leicht und einfach zu bedienen ist. Sie verfügen meist über X/Y oder klein AB Stereo Mikrofone mit denen man schon sehr gute Ergebnisse erzielen kann. Hierzu eignet sich das Zoom H1 oder das Tascam DR-05 sowie andere Geräte in der Preisklasse (ca. 100 Euro). Eine echt gute Alternative sind auch Aufsteckmikrofone für iPhones wie das Zoom iQ7 oder das Shure MV88, Rode iXY, Tascam iM2, in einer ähnlichen Preisklasse. Solche Werkzeuge liefern mittlerweile wirklich passable Ergebnisse – und kompakter geht’s kaum!

Um externe Mikrofone verwenden zu können braucht man einen Recorder mit XLR-Anschlüssen. Hier eignen sich als Einsteigergeräte gut das Tascam DR-40 V2 sowie das Zoom H4n Pro. Dabei können auch Kondensatormikrofone verwendet werden, die eine 48V Phantompower benötigen. Auch die Verwendung von Richtmikrofonen oder der Aufbau verschiedener Stereoaufnahmeverfahren ist somit kein Problem mehr (MS, groß AB, ORTF), bei mindestens 2 externen Mikrofoneingängen.

Die Recorder zeichnen meist auf SD oder SDHC Speicherkarten bis 32 GB auf, Geräte der oberen Preisklassen können oft auch größere Speichermedien verarbeiten. Einer der wichtigsten Parameter beim Kauf sollte der Signal-Rauschabstand sein: Er gibt Ausschlag darüber, wie hoch das Rauschen ist, wenn der Eingangspegel erhöht wird um auch leise Geräusche und Atmos gut aufnehmen zu können. Dieses Thema ist direkt einen eigenen Punkt wert:

Auf Preamps achten!

Bei günstigen Fieldrecordern wird häufig an der Qualität der Preamps gespart. Das macht besonders bei leisen Schallquellen Probleme, wenn das Grundrauschen der Vorverstärker zu groß ist. Schöne kleine Tools sind der Aufsteck-Vorverstärker „FetHead“ der Firma Triton Audio und die Pegelverstärker der Serie „Cloudlifter“ von „Cloud Microphones“. Sie arbeiten sehr rauscharm und liefern bis zu 27dB mehr Gain. Diese Preamps werden über XLR mit dem Fieldrecorder verbunden und vergrößern den Signalrauschabstand. Somit könnte man buchstäblich Insekten krabbeln hören, da das Mikrofon nun viel sensibler arbeiten kann.

Um diese nutzen zu können, muss man natürlich darauf achten, dass der gewählte Recorder überhaupt den Anschluss von externen Mikrofonen hat (üblicherweise XLR-Eingänge), da diese den Mikrofonen vorgeschaltet werden.

Externe Mikrofone

Mit folgenden Mikrofonen lassen sich schon ganz passable Ergebnisse erzielen (nach Preis aufsteigend sortiert):

Stereomikrofone

  • Audio Technica Pro24
  • Beyerdynamic MCE72
  • AT822 und AT825
  • Røde NT4

Richtrohrmikrofone

  • Røde NTG 1 – 3
  • Beyerdynamic MCE85
  • Sennheiser MKE 600
  • Sennheiser 416 P48

Spezialmikrofone

Ferner gibt es noch ein paar Exoten im Mikrofonschrank besonders experimentierfreudiger Field-Recordisten: Zum Beispiel das H2A-XLR Hydrophone von Aquarian, welches unter Wasser verwendet werden kann. Des weiteren gibt es auch Binaurale Stereomikrofone (OKM, KKM) für besonders räumliche Aufnahmen, diese lassen sich aber nur mit Kopfhörern korrekt wiedergeben. Für den Fokus auf eine größere Fläche und eine ähnliche Richtwirkung wie ein Richtrohr (Shotgun)-Mikrofon gibt es sogenannte Parabolspiegelmikrofone. Geht es darum elektromagnetische Felder hörbar zu machen, sollte man sich mit pickup coils, guitar pickups, VLF Antennen, etc. beschäftigen. Auch Kontaktmikrofone, die man direkt an einem schwingenden Gegenstand befestigen kann, eignen sich gut um interessante Sounds aufzunehmen.

Vier Punkte, die du beim Field Recording unbedingt beachten solltest

Nun wird’s ernst. Du hast dein Equipment zusammen und bereitest alles vor für deinen ersten Einsatz im Feld. Die folgenden Punkte helfen dir dabei, einige der bekannten Probleme und Stolpersteine von vornherein auszuklammern:

1. Energie und Speicher

Achte darauf, dass du immer genug Speicherkarten und Batterien dabei hast. Viele Geräte lassen sich auch über USB-Power mit einer Powerbank für extra lange Laufzeiten betreiben. Batterien gehen in manchen Situationen auch wirklich schnell leer – verlasse dich nicht auf die (oft irreführende) Ladebalkenanzeige und noch weniger auf die Herstellerangaben bei der Batterie/Akkulaufzeit! Am Besten machst du vor besonders wichtigen Recordings vorher einen Testlauf, wenn du das Equipment noch nicht kennst.

2. Richtig Pegeln

Jeder digitale Recorder bietet die Möglichkeit die Eingangslaustärke oder Mikrofonverstärkung einzustellen, die natürlich an das Schallereignis angepasst werden sollte. Eine zu hohe Verstärkung lässt das Signal verzerren (Clipping), eine zu geringe Verstärkung hingegen lässt besonders leise Schallereignisse nicht mehr hörbar werden und im Grundrauschen untergehen. Kritisch wird es, wenn leise und laute Schallereignisse gemischt auftreten oder kurz hintereinander. Dafür ist es oft nötig während der Aufnahme den Eingangspegel anzupassen oder den Limiter einzuschalten (falls im Recorder vorhanden), der in diesem Fall eingreift. Jedoch ist das manuelle Pegeln sinnvoller, da der Limiter meist digital ist und das Signal dennoch übersteuert aufgezeichnet wird. Man kann das mithilfe der Pegelanzeige machen oder einfach über einen Kopfhörer das Signal live mithören und überwachen. Dafür sind geschlossene Kopfhörer gut geeignet um die Umgebungsgeräusche auszublenden und um die Signalqualität besser beurteilen zu können. Generell empfiehlt es sich bei einer maximalen Auflösung von 24 Bit bei ca. -10 dB gepegelt werden. Manche Geräte bieten eine Backup-Funktion, die gleichzeitig zwei Aufnahmen aufzeichnet, wobei die zweite mit einem geringeren Pegel aufgenommen wird und im Falle von Clipping verwendet werden kann.

3. Störgeräusche vermeiden

Das Minimieren von ungewollten Geräuschen ist ebenfalls wichtig für eine gute Aufnahme. Verwende am besten eine „Dead Cat“ als Windschutz oder gar einen Windkorb für externe Mikrofone. Versuche dich und den Recorder sowie externe Mikrofone nicht zu bewegen und warte einen geeigneten Moment für die Aufnahme ab, bei der möglichst wenig Umgebungsgeräusche passieren. Außerdem solltest du „leise Kleidung und Schuhe“ tragen, damit du selber nicht zum Störfaktor wirst. Gerade für sensible und längere Atmo-Aufnahmen ist es ratsam, das Mikrofon bzw. den Recorder auf einem Stativ zu befestigen, da oft Druckgeräusche an Mikrohalter und/oder Recorder beim Umgreifen oder Betätigen von Tasten am Gerät entstehen. Oft kann dadurch auch die Ausrichtung des Mikrofones das Ergebnis verbessern. Vor allem bei gerichteten Mirkofonen, die von einer Kugelcharakteristik abweichen, ist die Ausrichtung sehr ausschlaggebend. Testaufnahmen helfen dabei die beste Position zu finden.

4. Mach dir Notizen

Du warst drei Stunden mit Boom-Pole und Field-Recorder im Wald spazieren, irgendwann am Ende weißt du, hat der Vogel einen Laut von sich gegeben, auf den du aus warst. Zuhause angekommen weißt du aber nicht mehr wann das war, hast stundenlanges Audio-Material und musst das meiste erneut hören, um die Stelle wiederzufinden. Ok, Extrembeispiel, aber dennoch: Notizen können bei langen Aufnahmen helfen auffällige und interessante Stellen wiederzufinden und später zu bearbeiten ohne das gesamte Material erneut hören zu müssen. Desweiteren gibt es viele Situationen, in denen du die Aufnahme unterbrichst und wieder aufnimmst, und der Recorder macht eine neue Datei daraus: Die meisten Recorder zeigen den Dateinamen mit fortlaufender Nummer im Display an. Schreib dir am Besten auf in welchen Situationen/Szenen welche Dateien vorhanden sind und grobe Stichpunkte, was darin enthalten ist.


Checkliste für dein Field Recording

Material:

  • Recorder
  • Windschutz (Dead Cat, Windkorb)
  • Kabel für ext. Mikrofon in ausreichender Läge mit Ersatz
  • Batterien od er Powerbank
  • Kopfhörer
  • Speichermedien (SD/SDHC Card)
  • Stereoschiene für Stereoaufbau
  • Mikrofonklemmen
  • Preamps für besonders leise Schallereignisse
  • Stativ bei Atmoaufnahmen oder Angel für Filmton
  • Schreibzeug
  • externe Mikrofone angepasst an Aufnahmesituation
  • Klebeband
  • Regenschutz

Spickzettel Mikrofoncharakteristiken für Field Recording

CharakteristikAufnahmesituation
Richtrohr (Keule)Hohe Entfernung zum Schallereignis, minimierung von Nebengeräuschen, Sprache (eher ungeeignet für Innenraumaufnahmen wegen Reflexionen, lautem Diffusschall)
Kugelfür Atmo (auch im AB Stereoverfahren)
Niere – Hyperniereleicht bis stark gerichtet für mittlere Entfernungen, Schallereignisse auf relativ großer Fläche hauptsächlich für Stereoaufbau ORTF, XY
AchtAls Seitensignal für MS-Stereo (geeignet für Atmoaufnahmen)

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